1872–1897 Moritz Roth
(*1839–†1914)
Auf Hoffmann folgte Moritz Roth. Roth, in Basel geboren, war Assistent Virchows gewesen, bevor er nach Greifswald berufen wurde. Bereits nach vierjähriger Tätigkeit in Greifswald erhielt er den Ruf nach Basel, zuerst als Extra-Ordinarius, 1874 wurde er Ordinarius und lehrte von 1872–1897 pathologische Anatomie. Als 59-jähriger wandte er sich seinem Lieblingsthema Medizingeschichte zu. Schon 1885 in seiner Rektoratsrede beschäftigte er sich mit Andreas Vesalius Bruxelliensis (1514–1564). Sein 1892 erschienenes Buch über Vesal gilt als sein wissenschaftliches Hauptwerk. Darin geht es um Vesals höchst einflussreiches, in Basel gedruckte Werk De humani corporis libri septem. Als Chirurg und Anatom hebt Vesal darin die Bedeutung der Autopsie hervor.

Von Moritz Roth gibt es 15 kasuistische Publikationen, darunter auch eine über „Über Netzhautaffektionen bei Wundfiebern: Embolische Panophthalmitis und Retinitis septica“ (Dtsch Z Chir 471 – 484, 1872). Die roten oder weissen Flecken in der Retina werden als Rothsche Flecken (Roth’s spots) bezeichnet und kommen besonders bei Endokarditis vor.

Roth schaffte – so die Chronik — das erste Mikroskop an. Aus seiner Amtszeit stammt auch die erste Photo-dokumentation eines Tumors (des Oesophagus).

In die Zeit Roths fiel auch der Neubau der pathologischen Anstalt im Spitalgarten (siehe unten Abb. bei Kaufmann) Bis dahin war die Pathologie in einigen Zimmern im unteren Kollegiengebäude untergebracht. In seinem letzten Jahresbericht fasste Roth das Ziel seiner Amtszeit zusammen: «Wer in Basel studiert hat, der hat etwas gelernt», soll in der Schweiz anerkannt werden.