Liebe Leserin, lieber Leser
Wenn Sie nach Basel kommen, an Basel denken, von Basel hören, werden Ihnen je nach Ihrer Interessenslage, ganz unterschiedliche Dinge durch den Kopf gehen. Kommen Sie mit dem Zug oder dem Auto, sehen Sie als Erstes die Türme der Roche. Sie stehen sinnbildlich für die grösste Konzentration von forschenden Pharmafirmen in der alten Universitätsstadt: Roche und die Novartis, aus Ciba-Geigy und Sandoz entstanden, so wie der Agrokonzern Syngenta oder die in Johnson&Johnson aufgegangene Actelion im nahen Allschwil.

Von der Pharmaindustrie zu Paracelsus (1493–1541), ist es nur ein Gedankensprung. Von ihm ist Ihnen vielleicht der Lehrsatz in Erinnerung: «Allein die Dosis macht das Gift» oder auf Latein, wie man ihn heute zitiert, «Sola dosis facit venenum».* Andere Besucher mögen bei Basel zuerst an Erasmus von Rotterdam (1466–1536) denken, den berühmtesten Humanisten seiner Zeit, der in Basel verstarb. Manch einem wird der Name Miescher einfallen, der Entdecker der DNS. Noch andere denken an den Basler Zoo. Bei allen Stichwörtern ergeben sich Beziehungen zur Pathologie. Wenn Sie in diesem Büchlein schmökern oder nur blättern, wird Ihnen der eine oder andere Name begegnen, über den Sie mehr wissen möchten. Ich wünsche Ihnen eine kurzweilige Entdeckungsreise und hoffe, dass bei Ihrem nächsten Besuch in Basel das eine oder andere zum Stichwort Pathologie einfällt.

Betreten wir heute ein in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts erbautes Institut für Pathologie begegnet uns nicht selten eine Statue der Athene. Sie ist die Göttin der Weisheit, sie hauchte den Menschen das Wissen und die Weisheit ein, sie wacht darüber, dass das Institut für Pathologie ein Ort des Wissens und der Weisheit sein möge zum Nutzen der Menschen.

Öfter noch findet man den Leitsatz als Inschrift oder als Mosaik  
Mortui docent vivos – Die Toten lehren die Lebenden
Aus der Eingangshalle des Instituts für Pathologie Erlangen (Foto Geschenk von Frau Prof. Dr. Kerstin Amann)
Bei der Untersuchung Verstorbener (mortui) kann der behandelnde Arzt die krankhaften Veränderungen bei der Autopsie** selber sehen — von griechisch autopsía für «eigene Schau». Auch kann er die krankhaft veränderten Organe selber palpieren (abtasten). Sehen und Tasten erlauben, eine Krankheit zu begreifen und die wichtigsten Befunde zu behalten.

Binningen, Weihnachten 2023
Michael J. Mihatsch

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* Der berühmte Lehrsatz von Paracelsus heisst «Alle Dinge sind Gift und kein Ding ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.» Oder lateinisch «Sola dosis facit venenum».
** Statt Autopsie sind für die Leichenöffnung auch Obduktion und Sektion gebräuchlich:
  • Obduktion lateinisch Obductio; von obducere: bedecken‚ hinzuziehen bzw. vorführen.
  • Sektion von lateinisch sectio‚ Schnitt, Operation, Sektion.
  • Autopsie von griechisch αυτοψία autopsía‚ eigene Schau. 
  • Der Begriff Nekropsie νεκροψία nekropsía, von νεκρός nekrós tot und ὄψις ópsis Blick, Anschauung wird nur für Tiersektionen verwendet.