Der Lehrstuhl für pathologische Anatomie in Basel wurde am 15.1.1855 geschaffen. 1855 bestanden damit fünf Medizinische Lehrstühle- Anatomie und Physiologie, Botanik, Pathologie, Medizinische Klinik und Chirurgie. 1875 folgte ein Lehrstuhl für Geburtshilfe. Das Basler Institut für Pathologie ist das älteste in der Schweiz und eines der ältesten in Europa. |
Die Geschichte der Pathologie in Basel reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. 1588 richtete in Basel der angesehene Medizinprofessor und Stadtarzt Felix Platter (1536–1614) ein erstes sogenanntes anatomisches Theater nach dem Vorbild eines Amphitheaters ein. Tief unten in der Mitte stand — erhellt von Kerzen und Fackeln — ein drehbarer Sektionstisch. Kreisförmig sind nach hinten ansteigend mehrere Reihen von Sitzbänken und Stehplätzen angeordnet. Ein Basler Theatrum anatomicum wurde 1588 im neuerrichteten Collegium am Rheinsprung für Caspar Bauhin, Professor für Anatomie und Botanik, zusammen mit dem Apothekergarten (Hortus medicus) errichtet. Sechs Jahre später — 1594 — entsteht in Padua eine ähnliche Einrichtung, die noch heute besteht. Felix Platter soll etwa 300 Sektionen vorgenommen haben. Eine erste öffentliche Autopsie in Basel hatte allerdings schon 1531 Oswald Bär, Stadtarzt, Professor der praktischen Medizin und Rektor der Universität gemacht.
Auch der berühmte Anatom Andreas Vesalius hatte 1542 während seines Aufenthalts in Basel, als er die Drucklegung seines Werkes «De humani corporis fabrica libri septem („Sieben Bücher vom Bau des menschlichen Körpers“) begleitete, öffentliche Sektionen durchgeführt und Basel anatomische Präparate, darunter das noch im Anatomischen Museum aufbewahrte Skelett eines Hingerichteten, überlassen.
Die Sektion erfolgte öffentlich und war in Basel ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges. Nicht der Streit um die Richtigkeit der alten medizinischen Texte bzw. der eigenen Beobachtungen stand im Vordergrund, sondern der Unterhaltungswert für das Publikum. Alle, die gesellschaftlich etwas auf sich hielten, drängten zu diesem Ereignis. Die vorderen Reihen waren der Prominenz vorbehalten, den Medizinprofessoren und den herausragenden Personen des öffentlichen Lebens, die zweite Reihe war für die Kandidaten der Medizin reserviert, die übrigen Plätze standen den Chirurgen (Barbieren) und dem übrigen Publikum gegen entsprechendes Eintrittsgeld offen.
Die wissenschaftliche Bedeutung dieser Schausektionen war relativ gering, obwohl man zur Ehrenrettung von Felix Platter sagen muss, dass er die Autopsien machte, weil er wissen und verstehen wollte, warum seine Patienten verstorben waren.
Die wissenschaftliche Autopsie und damit eine Pathologische Anatomie im heutigen Sinne begründete spätestens 1761 der italienische Arzt und Naturforscher Giovanni Battista Morgagni (1682–1771) mit der Veröffentlichung seines Werkes "Über den Sitz und die Ursachen der Krankheiten, aufgespürt durch die Kunst der Anatomie"(1761). Morgagni wollte in seiner Arbeit die Beziehungen zwischen Symptomen und Verlauf von Krankheiten und Sektionsbefund darlegen.
Im Wien des 19. Jahrhunderts fand die Sektionstätigkeit einen Höhepunkt. Dort wurde nahezu jeder verstorbene Patient eines Krankenhauses obduziert. Karl Freiherr von Rokitansky (1804–1878) soll während seiner Laufbahn allein 30.000 Sektionen durchgeführt und 70.000 Sektionen überwacht haben. In diese Zeit fiel die Gründung der Pathologie Basel: 1855.