(*1811–†1887)
Der in Walkringen im Emmental aufgewachsene Miescher hatte sich auf Empfehlung von Pfarrer und Dichter Jeremias Gotthelf für das Medizinstudium entschieden.
Als sich 1838 nach seiner Wahl auf den Lehrstuhl für Physiologie und allgemeine Pathologie nur ein einziger Student immatrikulierte, begab er sich zu einem Studienaufenthalt nach Paris. Dort befreundete er sich mit Alexandre von Nordmann, der ein Pionier der Erforschung von Würmern und Parasiten (Helminthen) war, was Mieschers lebenslanges Interesse an der Helminthologie erklärt.
Als Pathologe war er ein Schüler von Johannes Müller (Berlin). Die Arbeitsbedingungen waren bescheiden, die erzielten Ergebnisse umso bemerkenswerter. In seiner Dissertation "De ossium genesi, structura et vita"unterscheidet er als Erster zwischen hyalinem, elastischem und Faserknorpel. Systematisch untersuchte er im Mikroskop den Ablauf der Ossifikation, an ungefärbten Schnitten, die mit einem Rasiermesser angefertigt worden waren. Dazu benutzte er ein Mikroskop von Schieck, das maximal eine 500-fache Vergrösserung zulässt. Alle Untersuchungen hat er in seinem Wohnzimmer gemacht, da kein Labor zu Verfügung stand.
Auch als Pathologe galt sein Hauptinteresse der Helminthologie und Parasitologie. Zu den besten «Stücken» in seiner Sammlung gehörte eine Portion amerikanischen Specks mit Trichinen. In seiner Amtszeit hat er 20 Arbeiten über Parasiten, besonders Würmer verfasst. Die wichtigste trägt den Titel: Eigenartige Schläuche (besser schlauchartige Zysten (Verf.)) in den Muskeln einer Maus, die ihm selber in seinem Haus in die Falle gegangen war. Damit hat er den Befall der Muskulatur durch den Wurm Sarcocystis erstmals beschrieben. In den folgenden Jahrzehnten wurden diese Befunde als Miescher’sche Schläuche bezeichnet.
Ähnliche Befunde wurden bei Tieren und auch beim Menschen erhoben. Später wurden diese Veränderungen als Syncytium miescherianum bezeichnet und erst 50 Jahre später als Sarcocystis (Sarcocystis miescheriana) identifiziert. Miescher hinterlässt (kein umfangreiches) aber ein nennenswertes wissenschaftliches Oeuvre, und nicht wie G. Dohm schreibt «kein nennenswertes».
Ein weiteres Interessensgebiet Mieschers war die Medizingeschichte. Davon zeugt seine lesenswerte Rektoratsrede von 1853 über den Universalgelehrten Albrecht von Haller.1871 trat Miescher, 60-jährig, von seinem Amt zurück, mit der Begründung, "der Umfang der medizinischen Wissenschaften und die stets wachsenden Anforderungen des Unterrichts verlangten eine frische und volle Kraft, die er, nachdem er seine besten Jahre der Basler Universität gewidmet habe, nicht mehr bieten könne". Miescher zog sich in seine Privatpraxis mit Schwerpunkt Gynäkologie zurück. Jeremias Gotthelf soll von ihm gesagt haben "dass schon bei seinem Eintritt ins Zimmer es dem Kranken wohlet". Miescher war nicht nur Wissenschaftler und Arzt, sondern auch ein grosser Sänger, der unter anderem. in Haydns Schöpfung als Solist auftrat.
Weitere interessante Details zu seinem Leben finden sich in der Datenbank Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Miescher-His
und zu seiner Familie: https://www.stroux.org/patriz_f/stQV_f/HiH_r.pdf